Im Zeichen der Zukunft

Iveco-Chef über Branchentreffpunkt

Im Zeichen der Zukunft

1. November 2023, agvs-upsa.ch – Seit März lenkt Riccardo Virga als Managing Director die Geschicke der Iveco (Schweiz) AG. Wir sprechen mit dem gelernten Automobil-Mechaniker mit Weiterbildungen und Master in Business Engineering, worauf sich der 46-Jährige am grossen Branchentreffpunkt freut, was Garagisten dort entdecken können und was die italienische Marke an Alternativantrieben zeigt. Jürg A. Stettler


Riccardo Virga, Managing Director Iveco (Schweiz) AG​. Foto: Iveco

Warum sollen ausser jenen, die sich mit Nutzfahrzeugen befassen, auch alle Garagistinnen und Garagisten vom 8. bis 11. November 2023 zur Transport-CH, Carrosserie-CH und Aftermarket-CH nach Bern kommen?
Riccardo Virga: Weil man hier einen Vorgeschmack erhält, was in den nächsten 24 Monaten passiert. Das Umfeld und die Entwicklung in unserer Branche haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Diese Messe ist ein Feuerwerk an Innovationen, welche die Entscheidungsgrundlagen des Zielpublikums wesentlich beeinflussen.

Wieso sollten wir unbedingt den Iveco-Stand besuchen?
Iveco stellt im Zeichen der Zukunft aus. Dieses Jahr bringen wir nebst grosser «Italianità» beim Essen und Trinken auch Schweizer Ingenieurskunst aus Arbon auf den Stand! Unsere Kompetenz im Fahrzeugbau und elektrischem Antrieb ist ebenfalls vertreten.

Sie führen seit März als Managing Director die Schweizer Geschicke von Iveco. Wie haben Sie sich nach dem Abstecher zu einem der schwedischen Wettbewerber wieder eingelebt?
Sehr gut – es fühlt sich gut und richtig an, wieder bei Iveco zu sein. Die Pandemiejahre haben in der Organisation zwar ihre Spuren hinterlassen, dennoch sind Freude und Leidenschaft für die Marke bei den Mitarbeitenden nach wie vor ungebrochen. Wir haben ein grossartiges Team!

Wie richtigen Sie Iveco Schweiz auf Herausforderungen und Transformationen am Markt, aber auch innerhalb der Iveco-Gruppe aus?
Iveco ist vor allem im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge neu zu positionieren. Dies wird uns mit der neuen Generation und einer Reorganisation in der Verkaufsabteilung gelingen. Viel Überzeugungs- und Vertrauensarbeit ist notwendig, damit die technologischen Neuerungen, welche wegweisend in den Bereichen der Vernetzung, des Verbrauchs sowie des aktiven Komforts für die Fahrer sind, getestet und akzeptiert werden.

Riccardo Virga (Managing Director Iveco Schweiz), Martin Primosig (Gasverbund Mittelland AG), Stefan Rauser(Business Development Manager und Projektleiter LNG-Tankstelle bei Iveco Schweiz), Salvino Di Verde (Product Manager Iveco Schweiz) und Vincenzo Rotolo (Betriebsleiter Iveco-Filiale Muttenz) bei der Eröffunung der ersten, öoffentlichen LNG-Tankstelle der Schweiz. Foto: Iveco

Aktuell bauen Sie gerade eine neue Filiale in Eclépens VD. Läuft dort alles nach Plan?
Iveco hat in der Westschweiz seit Beginn eine sehr gute Ausgangslage. Es ist nun an der Zeit, sich der Moderne und den neuen Produkten und deren Bedürfnissen wie beispielsweise Service, Wartung, Telematik etc. anzupassen und die Infrastruktur dafür zu modernisieren. Alles läuft nach Plan, und die Filiale wird im ersten Halbjahr 2024 bereits eröffnet. Eclépens wird im Zeichen der derzeitigen Mobilität ein wichtiger Standort für unsere Kunden und Interessenten werden. Wir verfügen über die neusten Einrichtungen sowie elektrische Lademöglichkeiten mit 350 kW.

Im Frühling haben Sie die erste ­öffentliche LNG-Tankstelle der Schweiz auf dem Areal der Iveco-Filiale in Muttenz BL eröffnet. Wie läuft der Betrieb?
Erfreulich gut – aufgrund der grossen Nachfrage durften wir bereits auf eine grössere Tankanlage wechseln. Der grosse Fuhrpark im Ausland mit über 55’000 Gas-Fahrzeugen allein von Iveco und unser strategischer Standort in Muttenz haben die Grundlage für diesen Entscheid gelegt. Aktuell beobachten wir die politische Entwicklung in der Schweiz. Abhängig davon treffen wir unsere Entscheidung, ob wir den LNG-Infrastrukturausbau weiter vorantreiben.

Die LNG-Technologie sei eines der strategischen Geschäftsfelder für die Zukunft, sagten Sie bei der Einweihung. Auf welche alternativen Antriebe setzen Sie bei Iveco noch – und warum?
Die Gas-Technologie ist und bleibt ein wichtiges, strategisches Geschäftsfeld für Iveco. Selbstverständlich gehört die batterieelektrische Kompetenz ebenfalls zu unseren Stärken. Dafür haben wir ein breites Knowhow im Bereich Batterien und E-Motoren aufgebaut. Unsere FPT-Motorenforschung in Arbon ist da vorne mit dabei. Und im Bereich der Brennstoffzellen fahren wir bereits im Jahr 2024 auf Schweizer Strassen.

Früher war Iveco ein Nutzfahrzeughersteller und -importeur, heute werden Sie zunehmend zum Dienstleister. Wie läuft diese Transformation, und welche Geschäftsfelder wollen Sie noch erobern?
Ein Dienstleister sollte die Bedürfnisse der Kunden verstehen und ihnen ihre Sorgen abnehmen. Die spezifischen Bedürfnisse dazu haben wir aufgenommen. Die Erkenntnisse daraus sind, dass wir an zwei wichtigen Projekten der flexiblen Mobilität arbeiten, welche in naher Zukunft Einzug halten und die Kostensenkung für unsere Kunden zum Ziel haben.

Iveco-Chef Riccardo Virga vor dem neuen Iveco Daily mit Elektroantrieb. Foto: Iveco

Für einen Full-Range-Anbieter von 3,5 bis 80 Tonnen ist die von der Politik angestrebte Energiewende eine riesige Herausforderung. Passen die Rahmenbedingungen, oder was müsste man noch ändern, damit die Wende im Schwerverkehr zu schaffen ist?
Wir sind gut aufgestellt und werden dank einer erweiterten Produktepalette in naher Zukunft noch besser auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeit eingehen können. Dabei spielen nicht nur unsere Produkte eine Rolle, sondern auch die Ladeinfrastruktur auf Schweizer Strassen. Da gilt es, genauso gut zu planen und die Anforderungen umzusetzen. Denn nebst der Möglichkeit, im eigenen Areal zu laden, benötigen unsere Kunden auch flexible Opportunitäten für eine Reichweitenverlängerung oder Mittagspausenüberbrückung.

Aus dem einstigen Joint Venture namens Nikola Iveco Europe ist nun die Evco – die Electric Vehicles Company – geworden. Wann sehen wir erste Modelle auf Schweizer Strassen?
Ein Vorgeschmack davon ist bereits an unserem Stand vertreten. Erste Testfahrten mit einer batterieelektrischen Reichweite von nota bene über 500 Kilometer können bereits Anfangs 2024 gebucht werden. Unsere Fuel-Cell-Version wird ebenfalls auf den Schweizer Strassen rollen.

Ist Ihr Netz und vor allem die Infrastruktur hierzulande schon reif für Elektro-LKW?
Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge, insbesondere dem eDaily, ist das Händlernetz bereit. Bei der schweren Baureihe laufen aktuell die Schulungen und der Bau von Ladeinfrastruktur auf Hochtouren.

Zum Schluss: Auf was freuen Sie sich an Transport-CH, Carrosserie-CH und Aftermarket-CH am meisten?
Ich freue mich auf die persönliche Begegnung mit unseren Kunden, Partnern und Branchenkollegen.
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