Von der Gummisohle zum Riesenreifen

Bridgestone im Portrait

Von der Gummisohle zum Riesenreifen

8. März 2024 agvs-upsa.ch – Bridgestone ist einer der grossen Namen der Reifenwelt. Im Wortsinn: Die Japaner sind einer der zwei  grössten Hersteller. Ein Rundblick, wie eine Gummisohle zum Reifenkonzern führte, wo Bridgestone herkommt, hinfährt und warum Golfbälle zum Portfolio zählen. Timothy Pfannkuchen


Giganten des Bergbaus: Auch für XXL Muldenkipper bietet Bridgestone Reifen an. Fotos: Bridgestone

Mal ehrlich aus dem Bauch gesagt: Welche Reifenmarke erwarten Sie auf italienischen Supersportwagen? Falsch gefühlt: Die Powervariante des Lamborghini Huracán, der STO, jagt auf Bridgestone (Potenza Race) wie festgeklebt um Kurven. Auch der Offroad-Huracán Sterrato trägt Bridgestone (Dueler All Terrain AT002, im Winter Blizzak LM005). Ein hübsches Beispiel, wo Bridgestone als OEM-Entwicklungspartner und als einer der zwei Reifenriesen der Welt (Kopf an Kopf mit Michelin) im 94. Jahr als Premium-Reifenhersteller steht.

Für die Endkundinnen und kunden immer wieder überraschend: Trotz des englischen Namens ist Bridgestone eine japanische Marke. Die zum Beispiel sogar Flugzeugreifen macht. Oder XXL Pneus: Rumpelt ein 400-Tonnen-Muldenkipper durch den Tagebau, prangt auf vier Meter hohen Pneus oft der Name Bridgestone. Die Fünf-Tonnen-Monsterreifen sind in etlichen Varianten zu haben massgeschneidert für den Einsatz, ob Grubengigant oder Radlader. Es zieht sich wie ein roter Faden durchs Portfolio: Reifen nach Mass.

Zurück zum Motorsport – mit Strom
Genau darauf legte bereits der Gründer wert: höchste Qualität und beste Technologie, bitte. Denn Shōjirō Ishibashi wollte, dass Japan Reifen ex-statt importiert. 1930 entstehen erste Pneus, 1931 heissen sie Bridgestone. Der Erfolg gibt ihm, der mit Gummisohlen angefangen hatte (siehe Kasten) recht, Bridgestone wächst und wächst. In den 1980er Jahren liegt Bridgestone in den Top Fünf und übernimmt 1988 die US-Marke Firestone. Im Jahr 1997 steigt Bridgestone in die Formel 1 ein und 2010 aus: Das Geld soll Serienreifen zugutekommen. Heute hat der Konzern mit Sitz in Tokio welt weit 130’000 Mitarbeitende und gibt in Zeiten der E-Mobilität ein Comeback: In der Formel E ist Bridgestone ab 2026/27 der Alleinausrüster.

Schliesslich ist Bridgestone «EV-ready». Die Zukunftsstrategie: Statt Extrareifen für Elektroautos gibt es Pneus, die Elektro und trotz dem Verbrenner können. Die Enliten-Reifen technologien ermöglichen höchste Sicherheit und herausragende Reifen Performance bei verbesserter Leistung in Bezug auf Nachhaltigkeit. Also etwa beim Rollwiderstand und damit Verbrauch sowie Laufleistung. Aktuell zieht Enliten neu bei Nutzfahrzeugen ein, etwa dem Ecopia Enliten für den Fernverkehr ein Kostenvorteil für Flottenbetreibende. Denn «der Gesellschaft mit Qualität dienen» wollte Shōjirō Ishibashi stets. 

Sogar Töffs und Golfbälle im Portfolio
Manchmal ist Bridgestone ausser als OEM Partner und Aftermarket-Grösse auch ganz woanders unterwegs. Bis 1970 gab es eigene Velos und Töffs! Heute sind Fleet Management oder EV-Services gefragt. Challenges hat Bridgestone immer gerne angenommen. Schon zu Beginn etwa jene des Gründers, damit er die unbedingte Qualität auch in seiner Freizeit geniessen konnte. Ishibashi war Golfspieler und liess ab 1935 eigene Golfbälle herstellen. Schlägt heute ein Tiger Woods ab, steht auf dem Golfball Bridgestone.
 
 
Wieso heisst Bridgestone eigentlich Bridgestone?

             
Aller Bridgestone Anfang: Shōjirō Ishibashi (links) startet in seiner Firma Nihon Tabi am 9. April 1930 (rechts) die Pneuproduktion. Mit so viel Erfolg, dass 1931 die Marke Bridgestone entsteht.

Sagen Sie doch bitte mal 株式会社ブリヂストン! «Kabushiki-gaisha Burijisuton» spricht man auf Japanisch die «Aktiengesellschaft Bridgestone» aus, also die Bridgestone Corporation. Die Familie des Gründers Shōjirō Ishibashi (1889 bis 1976) betrieb zuerst eine Schneiderei in Kurume. Im Jahr 1906 übernimmt der erst 17-Jährige und sucht neue Businessfelder. Er gründet die Firma Nihon Tabi (deutsch «Japan-Zehensocken»), die sich auf Zehensocken spezialisiert, die man in traditionellen japanischen Zehenstegsandalen trägt. Und entwirft für ein Land, in dem man am Eingang meist die Schuhe ablegt, eine Variante mit Gummisohle gegen das Ausrutschten in Socken. Die Sache mit der Haftung bleibt haften, der Werkstoff Gummi gerät in den Fokus: 1930 beginnt die Reifenproduktion, 1931 werden die Pneus zur Eigenmarke Bridgestone und zum Erfolg. Aber warum Bridgestone? Weil Ishibashi bereits an Export denkt, will er einen englischen Markennamen. Und spielt dazu mit seinem Nachnamen: Ishibashi heisst «Steinbrücke». Also auf English «Stone Bridge»? Tönt nicht gut, findet Ishibashi. Dann eben Bridgestone.
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